In der westlichen Psychotherapie ist meist kontinuierliche innere Arbeit nötig, um einen therapeutischen Prozess zu gewünschter Veränderung und neuer Bewusstheit zu bringen. Genauso ist in der Buddhistischen Psychologie tägliche persönliche Geistesschulung notwendig, um umfassend zu erwachen, so dass auch die subtilen Bereiche unseres Bewusstseins erreicht werden. Erwachen bezieht sich hier auf das vollständige Entwickeln unseres innewohnenden Potentials
Die Buddhistische Psychologie ergänzt die Psychotherapie jedoch um wesentliche zusätzliche Aspekte. Eine davon ist der Zugang zu unseren tiefen Ressourcen, welche sich in Achtsamkeit, Gewahrsein, Vertrauen in unser innewohnendes Gutsein und in die Einsicht in die Natur unseres Geistes und der Wirklichkeit ausdrückt. Dabei ist eine altruistische Haltung - für sich selbst und andere - von Empathie, Mitgefühl und Liebe von grösster Bedeutung. Ebenfalls zentral ist das Wissen um die Unausweichlichkeit von Leid und die Möglichkeit einen Zustand jenseits von Leid in völlig geistiger Gesundheit zu erlangen.
Zusätzlich betont die Buddhistische Psychologie das Bewusstsein vom unvermeidlichen Tod, der uns alle erwartet. Im Vertrauen in unsere wahre Natur, zu sterben und dabei gelassen, friedlich und in Einklang mit uns und allem zu sein, ist ein erstrebenswertes Ziel. Dies mit einer tiefen und umfassenden Gewahrseinsschulung zu üben, ist die beste Sterbevorbereitung.
Wesentlich weitreichender als in der Psychotherapie ist in der Buddhistischen Psychologie die Arbeit mit dem Ich/Selbst. Das Ich braucht nicht verleugnet zu werden, sondern es sollte erkannt werden, wie es wirklich existiert. Auf der einen Seite muss es gestärkt und auf der anderen muss es in seiner Täuschung verstanden werden. Es geht also nicht um die nihilistische Selbstlosigkeit, in der kein Ich existiert, oder um ein beständiges, unabhängiges Selbst, sondern um ein Ich, das ohne Fixierung auf positive und negative Emotionen und Geisteszustände handelt und gerade deshalb in seiner Stärke vergrössert wird.
Psychotherapie und buddhistische Geistesschulung – beides innere Bewusstseins-Arbeit - ergänzen sich meines Erachtens ausgezeichnet, um bei Menschen Heilung zu begünstigen. Beide Systeme fördern Selbstverantwortung für das eigene Leben und den Weg zur Veränderung und beide Systeme brauchen Emotionen und wie wir mit Ihnen umgehen als zentralen Veränderungsfaktor.
In meiner Praxis verbinde ich westliche Psychotherapie mit Methoden und Hilfestellungen der Buddhistischen Psychologie. Die therapeutische Arbeit findet im Hier und Jetzt statt und die Klient*innen bestimmen in erster Linie aus sich heraus den Weg der Heilung. Es geht darum die eigenen Ressourcen und Qualitäten zu stärken, und das damit zusammenhängende gestärkte Selbstvertrauen im Alltag einsetzen zu lernen. Klient*innen lernen Emotionen wahrzunehmen, zu benennen und als vorübergehende Geisteszustände zu erkennen und wenn nötig vorbeiziehen zu lassen. Dies eröffnet einen Freiraum, in dem die darunterliegenden Bedürfnisse und/oder Ängste erkannt werden können. Meditationspraxis unterstützt diesen Prozess und ermöglicht ein kontinuierliches Üben „im nicht-identifizierenden Fliessen mit allem was auftaucht“ (Borghardt/Erhardt, 2016). Die so gewonnene Freiheit gibt die Möglichkeit neue Denk- und Handlungsmuster auszuprobieren und alte traumatische Verhaltensweisen langsam aufzulösen. Dieser Prozess wird von vielen Methoden der Psychotherapie, der Körpertrauma-Therapie, der Kunst- und Ausdruckstherapie etc. unterstützt und gefördert.